Palliativpflege

Palliativpflege einfach erklärt: Hilfe für Patienten und Angehörige

„Sie sind austherapiert.“ – Dieser Satz löst in Patienten Angst und Schrecken aus. Denn er bedeutet, dass die Medizin an ihre Grenzen gelangt und es für eine lebensbegrenzende Krankheit keine Heilungschancen mehr gibt. Die Betroffenen bleiben jedoch nicht allein. Sie erhalten bis zum Ende ihres Lebens eine palliative Versorgung.

Die Palliativpflege – was passiert im letzten Lebensabschnitt?

„Ihre Krankheit ist nicht heilbar.“ Dieser Satz bedeutet nicht, dass Betroffene automatisch eine palliative Versorgung benötigen. Sie steht Menschen mit einer fortschreitenden Erkrankung zu. Besteht keine Aussicht auf Heilung, beginnt die Palliativpflege.

Ein möglicher Grund: Eine Krebserkrankung spricht auf keine Behandlung mehr an.

Ein paar Zahlen rund um die Palliativpflege in Deutschland:

  • In den Krankenhäusern bundesweit gibt es rund 340 Palliativstationen. Davon spezialisieren sich drei auf Kinder und Jugendliche.
  • Die Palliativpflege von Kindern und Erwachsenen übernehmen rund 1.500 ambulante Hospizdienste.
  • 260 stationäre Hospize stehen in Deutschland für Erwachsene bereit. Daneben existieren 19 Hospize für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Diese Zahlen veröffentlichte die Diakonie Deutschland im November 2023.

Lebensqualität steht bei der Palliativpflege im Mittelpunkt

Die palliativmedizinische Betreuung hält das Voranschreiten unheilbarer Krankheiten nicht auf. Folglich verhindert sie nicht den Tod. Sie kann jedoch die Lebensqualität Betroffener im Rahmen der Umstände verbessern.

Dabei hängen die Aufgaben der Palliativpflege nicht vom Alter der Patienten oder deren Krankheitsbild ab. Grundlegend zielen sie darauf ab:

  • Schmerzen zu lindern,
  • Übelkeit zu mindern,
  • Unruhe zu vermeiden,
  • Luftnot zu behandeln.

Ebenso unterstützen die Mitarbeiter auf palliativen Stationen die Erkrankten sowie deren Familien psychisch. Sie bieten ihnen stets ein offenes Ohr und eine Schulter zum Anlehnen.

Wer auf einer palliativen Station arbeitet, hört sich die Ängste von Patienten und deren Angehörigen an. Nicht immer gelingt es, diese zu vertreiben. Wichtig ist jedoch, Betroffenen Trost zu spenden.

Das Hauptziel der Palliativpflege: den Erkrankten das Leben in der von ihnen bevorzugten Umgebung ermöglichen. Sie findet daher auch zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung statt.

Die Patienten sollen in ihrem letzten Lebensabschnitt ihre Würde bewahren können. Daher legt die palliative Versorgung bei ihnen auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben Wert. 

INFO: Die palliative Pflege ist kein Luxus. Sie gehört zur Regelversorgung. Der Weg der Betroffenen führt daher zur Krankenkasse. Diese unterstützt sie bei der Auswahl von palliativen Leistungen.

Wie sehen die Grundprinzipien der palliativen Medizin aus?

Die Palliativpflege dreht sich nicht um die Krankheit. Stattdessen steht der Mensch im Mittelpunkt. Betroffene erhalten eine psychische und physische Betreuung. Das Ziel: Lebensqualität erhalten oder verbessern.

Verschiedene Berufsgruppen arbeiten bei der palliativen Versorgung Hand in Hand:

  • Ärzte und Pflegekräfte
  • Psychologen und Seelsorger
  • Physiotherapeuten und Kreativtherapeuten

Zum Teil beteiligen sich auch Sozialarbeiter an der palliativen Pflege.

Kommen lebensverlängernde Behandlungen bei der Palliativpflege zum Einsatz?

Nur, wenn sie die Lebensqualität der Patienten nicht beeinträchtigen. Statt eines längeren Lebens um jeden Preis steht das Wohlbefinden im Mittelpunkt.

Die aktive Sterbehilfe lehnen Mitarbeiter in Hospizen und palliativen Stationen ab. Schließlich heißt Palliation auch: akzeptieren, dass der Tod Teil des Lebens ist. Daher geht es in der palliativen Pflege nicht darum, ihn zu beschleunigen oder unnötig hinauszuzögern.

Wann beginnt die palliative Versorgung?

Die Palliativpflege beginnt erst kurz vor dem Tod? Nein, sie startet mit der Diagnose einer unheilbaren Krankheit.  

Es bestehen keine Heilungschancen mehr. Das zu akzeptieren, fällt schwer – ist jedoch Basis der Palliativpflege. Deren Ziel: Unnötiges Leid vermeiden. Die restliche Lebenszeit der Patienten soll frei von Schmerz und Angst sein.

Wer bekommt die Palliativpflege?

Die palliative Versorgung schließt niemanden aus. Ob Kind oder Senior – jeder unheilbar Erkrankte hat Anspruch darauf.

In einem Hospiz oder auf einer palliativen Station sind Menschen, die:

  • sich im Endstadium eines Organversagens befinden
  • an einem nicht behandelbaren Tumor leiden
  • eine neurologische Krankheit aufweisen, die die Lebenserwartung stark begrenzt

Wichtig: Die Palliativpflege beschränkt sich nicht auf die letzten Lebenstage Betroffener. Sie kann sich über mehrere Monate oder gar Jahre erstrecken.

Hilft die Palliativpflege auch den Angehörigen Betroffener?

Die palliative Versorgung richtet sich nicht nur an Erkrankte. Sie schließt auch deren Angehörige ein. Die Palliativarbeit soll ein gewisses Maß an Normalität in deren Alltag bringen.

Hauptsächlich geht es darum, Familienmitglieder oder enge Freunde des Patienten:

  • in der Zeit des Abschiednehmens emotional aufzufangen
  • vor und nach dem Tod des Patienten in der Trauer zu begleiten
  • dabei zu unterstützen, den Verlust emotional zu verarbeiten

Oft beteiligen sich Angehörige und Freunde in der letzten Lebensphase eines Menschen an dessen Versorgung. Sie können im Rahmen ihrer Möglichkeiten pflegerische Aufgaben übernehmen. Meist begleiten sie den Patienten jedoch seelisch.

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