Urologie

Was macht ein Urologe

Aufgaben, Untersuchungen und Behandlungen in der Urologie

Wahrscheinlich stellen Sie sich diese Fragen zum ersten Mal, wenn Ihnen Ihr Hausarzt eine Überweisung zu dieser medizinischen Fachrichtung ausgestellt hat. Urologie ist die Lehre von den harnbildenden und harnausleitenden Organen des Menschen. Die Urologie ist die medizinische Lehre von den Harnorganen Niere, Harnleiter, Blase und Harnröhre und der männlichen Geschlechtsorgane einschließlich ihrer Anhangsdrüsen und Fortpflanzungsfunktion; ein Urologe ist ein Facharzt dieser Fachrichtung.

Urologie

Daher nennt man Urologen umgangssprachlich bisweilen Nierenärzte. Zusätzlich behandelt der Urologe beim Mann die Geschlechtsorgane und ist somit als Androloge vergleichbar mit dem Gynäkologen bei der Frau.

Für welche Organe und deren Erkrankungen ist ein Urologe zuständig?

Urologie kommt von griechisch οὖρον, ouron für Harn und λόγος lógos die Lehre von etwas: Hauptarbeitsfeld der Urologie sind Krankheiten der Organe, die den Harn bilden und aus dem Körper leiten. Das sind

  • die beiden harnproduzierenden Nieren (Renes , Singular Ren) mit
  • den paarigen Harnleitern (Urether),
  • die beide in die Harnblase (Vesica urinaria) münden. Von dort aus gelangt der Urin über die Harnröhre (Urethra) nach außen.

Hinzu kommt das Arbeitsgebiet der Andrologie, die sich mit den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes beschäftigt und damit der Gynäkologie bei der Frau entspricht. Hier behandelt die Urologie Krankheiten der

  • samenbildenden Hoden (Orchis),
  • der diesen unmittelbar aufliegenden samenspeichernden Nebenhoden (Epididymis),
  • des transportierenden Samenleiters (Ductus deferens) und
  • der beim Mann kombinierten Harn-Samen-Röhre (Urethra).

Hinzu kommen die akzessorischen (zusätzlichen) Geschlechtsdrüsen, die verschiedene für die Fortpflanzung wichtigen Sekrete bilden,

  • die Cowpersche Drüse (Bulbourethraldrüse, Glandula bulbourethralis),
  • die Bläschendrüse (Glandula vesiculosa) und
  • die Vorsteherdrüse (Prostata).

Weiterhin behandelt ein Urologe Erkrankungen von

  • Hodensack und
  • Penis, somit auch der Fortpflanzungsfähigkeit.

Urologie

 

Die Urologe – Das Wichtigste auf einen Blick!

  1. Urologen sind Fachärzte für die Harnorgane und ihre Krankheiten, also der Nieren, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre.
  2. Zugleich behandeln sie beim Mann Erkrankungen der Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen und Vorsteherdrüse wie auch des Penis und Hodensacks.
  3. Die häufigsten Erkrankungen, die ein Urologe bei der Frau behandelt, sind Blasenentzündungen; beim älteren Mann steht die gutartige Vergrößerung der Prostata an erster Stelle.
  4. Wichtige diagnostische Methoden in der Urologie sind Urinuntersuchungen, bildgebende Verfahren, endoskopische Untersuchungen und Biopsien.
  5. Das Behandlungsspektrum der Urologie reicht von der Behandlung von Nieren- und Blasensteinen über die Resektion von Prostatavergrößerungen bis zur Behandlung von Tumoren des Urogenitaltraktes und der Hoden oder Prostata.

 

Überschneidungen mit anderen medizinischen Fachgebieten

Naturgemäß überschneiden sich etliche Fragestellungen der Urologie mit anderen medizinischen Fachrichtungen. Das sind vor allem

  • die Chirurgie bei allen operativen Verfahren der genannten Harn- und Fortpflanzungsorgane,
  • die Gynäkologie bei weiblichen Patienten,
  • die Nephrologie mit Nieren und ihrer Funktion als Spezialgebiet,
  • die Onkologie bei allen Tumoren der Harnwege und männlichen Geschlechtsorgane,
  • die Venerologie als Lehre von den Geschlechtskrankheiten, die vielfach nicht nur die Geschlechtsorgane, sondern auch die assoziierten Harnwege betreffen.

Daher ist oftmals eine enge Zusammenarbeit des Urologen mit anderen Medizinern erforderlich.

Diagnostische Methoden in der Urologie: Untersuchungen des Urins

Die einfachsten labormedizinischen Hinweise auf Erkrankungen liefern Urinuntersuchungen. Wie beim Blutbild kommen hier verschiedene Laborparameter und chemische Befunde zum Einsatz, die sich teilweise mit den Blutwerten überschneiden und mit diesen zusammen betrachtet werden müssen. Oftmals interessieren hier Werte, die nur bei Erkrankungen erhöht sind und bei gesunden Menschen bei Null liegen sollten, wie etwa

  • Leukozyten im Urin (i.U.) als Hinweis auf Entzündungen,
  • Bakterien i.U. und
  • Nitrit i.U. bei Infektionen,
  • Erythrozyten i.U. im Falle von Blutungen in den Harnwegen,
  • Glukose i.U. und
  • Aceton i.U. bei Diabetes,
  • Eiweiß i.U. bei Nierenschäden oder
  • pH-Wert.

Wichtig sind auch die Nierenwerte, die Informationen über die Funktionstüchtigkeit der Nieren liefern,

  • Kreatinin i.U.,
  • Harnstoff i.U. und
  • Harnsäure i.U.

Diese Parameter lassen sich heutzutage in Sekundenschnelle mittels Teststreifen in einem Schnelltest bestimmen. Dafür verwendet man Mittelstrahlurin. Andere Untersuchungen erfordern einen 24-Stunden-Sammelurin, in dem man beispielsweise

  • Rundepithelien i.U. und
  • Plattenepithelien i.U.

bestimmt, die als Zellbestandteile in gesundem Urin nichts zu suchen haben. Dafür wird der Urin abzentrifugiert und das Urinsediment untersucht.

Diagnostische Methoden in der Urologie: Untersuchungen der Nierenfunktion

Die Nieren sind unsere wichtigsten Ausscheidungsorgane. Daher liefern Untersuchungen der Nierenfunktion wichtige Hinweise auf Erkrankungen des Stoffwechsels. Zu diesen diagnostischen Methoden gehören

  • die Retention (Zurückhaltung) harnpflichtiger Substanzen,
  • die Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (beispielsweise Kreatinin-Clearance), und die
  • Bestimmung der Filtrationsfraktion, die angibt, welcher Anteil des durch die Nierenkörperchen fließenden Blutserums filtriert wird.

Diagnostische Methoden in der Urologie: Bildgebende Verfahren

Verschiedene bildgebende Verfahren geben Aufschluss über zahlreiche Erkrankungen des Harntraktes und der männlichen Geschlechtsorgane.

  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) ist die häufigste Routineuntersuchung in der Urologie, mit der sich beispielsweise Lageveränderungen der Nieren oder Verengungen (Stenosen) der Nierenarterien feststellen lassen (Duplex-Sonographie).
  • Radiologische Untersuchungen mit Röntgengeräten oder Kernspintomographen, etwa in Form einer
    • Röntgen-Leeraufnahme, vor allem zur Erkennung von Steinen in Nieren und Blase,
    • Ausscheidungsurographie mit Darstellung der ableitenden Harnwege durch Kontrastmittel,
    • Pyelographie, Kontrastmitteluntersuchungen der ableitenden Harnwege über einen Katheder, wenn die Ausscheidungsurographie wegen eingeschränkter Nierentätigkeit nicht funktioniert,
    • Computertomographie (CT),
    • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Nuklearmedizinische Untersuchungen mittels Gammakamera zur Feststellung von Veränderungen mittels Nierenszintigraphie.

Diagnostische Methoden in der Urologie: Endoskopie

Viele Erkrankungen der Harnorgane lassen sich mittels Endoskopie näher untersuchen. Dazu führt der Urologe ein millileterdünnes Endoskop über die Harnröhre in den Harntrakt vor. Eine optische Vorrichtung mit Beleuchtung und Videokamera erlaubt die direkte Begutachtung des oberflächlichen Harnepithels.

Diagnostische Methoden in der Urologie: Biopsien

Biopsie ist die Entnahme von Gewebematerial zur histologischen Untersuchung. Meistens geschieht die Probenahme mithilfe eines Endoskops, das der Urolge über die Harnröhre einführt. Biopsien nimmt er am häufigsten vom Epithelgewebe, etwa zur Abklärung bei Blasenkrebs. Nierenbiopsien erfolgen unter Röntgenkontrolle mittels Nadelpunktion.

Behandlungsmethoden in der Urologie

Das Spektrum der Behandlungsmethoden in der Urologie ist vielfältig und reicht von der operativen Korrektur von Fehlbildungen über Steinbehandlungen bis zur Krebstherapie und Eingriffen am männlichen Genitale.

  • Dialyse bei fortgeschrittenen Nierenfunktionsstörungen, um das Blut weiterhin von Stoffwechselendprodukten zu reinigen
  • Steinbehandlungen bei Nierensteinen und Blasensteinen
    • operative Entfernung
    • extrakorporale Stoßwellenlithothripsie (ESWL)
    • perkutane Nephrolithotomie (PCNL)
  • transurethrale Resektion (über die Harnröhre erfolgende Beseitigung) von Blasentumoren und Prostatakarzinomen oder hyperplastischen Gewebes bei der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie)
    • radikale Prostatektomie RP) durch eine offene Operation
    • transurethrale Resektion der Prostata (TURP)
    • Laserresektion der Prostata (Thulium-Laser-Enukleation ThuLEP, Holmium-Laser-Enukleation HoLEP)
  • operative Korrekturen von Fehlbildungen der Nieren oder Genitalorgane oder bei Harninkontinenz (künstlicher Schließmuskel/artifizieller Sphinkter)
  • Entfernung der Harnblase (Zystektomie) bei fortgeschrittenen Tumoren mit Schaffung einer Ersatzblase aus Dünndarm- oder Dickdarmmaterial (Ileum-Conduit, Colon-Conduit; Neoblase, Ersatzblase, Pouch)
  • Legen eines vorübergehenden oder dauerhaften künstlichen Darmausganges (Stoma) bei Blasenkrebs
  • Legen eines künstlichen Ausgangs zur Harnableitung (perkutane Nephrostomie, PCN) zur Entlastung der unteren Harnwege
  • Nierentransplantationen bei fortgeschrittenen Nierenfunktionsstörungen und Nierenversagen
  • Penisprothesen in Form von Schwellkörperimplantaten bei erektiler Dysfunktion.

Wie wird man Urologe?

Als Facharzt für Urologie oder Urologen bezeichnet man Ärzte, die nach dem Medizinstudium durch Weiterbildungen auf diesem Gebiet eine besondere fachliche Kompetenz aufweisen. Die Dauer dieser Weiterbildungszeit liegt bei insgesamt fünf Jahren. Dazu gehören gemäß der Musterweiterbildungsordnung mindestens vier Jahre Tätigkeit an einer von der Landesärztekammer zugelassenen Weiterbildungsstätte.

Zu der nachzuweisenden fachlichen Kompetenz gehören die speziellen Kenntnis, Erfahrungen und Fertigkeiten, die auf dem Gebiet der Urologie vonnöten sind. Ein Urologe muss zudem die entsprechenden Untersuchungs- und Behandlungsverfahren seines Fachgebietes kennen.

 

Quellen, Links und weiterführende Literatur