Radioonkologe

Was macht ein Radioonkologe » Behandlungen in der Radioonkologie

Wann muss man zum Radioonkologen und was erwartet den Patienten:

Die Radioonkologie ist keine Onkologie, auf der den ganzen Tag das Radio läuft: Radio– meint in diesem Falle Strahlung, und Radioonkologie ist die Strahlentherapie. Einen Radioonkologen nennt man auch Facharzt für Strahlentherapie. Diese Behandlungsform setzt man vorrangig zur Therapie von Krebserkrankungen ein.

Radioonkologe
Radioonkologe Computertomografie Ablauf – Copyright: Zinkevych, bigstockphoto

Radioonkologie – Das Wichtigste auf einen Blick!

  1. Als Radioonkologie bezeichnet man die Strahlentherapie. Im Gegensatz zur Radiologie dient sie nicht diagnostischen, sondern therapeutischen Zwecken.
  2. Ionisierende Strahlung (Röntgenstrahlung, Gammastrahlung, Kathodenstrahlen) oder beschleunigte Teilchen setzt man ein, um mit freien Radikalen vorrangig schnell wachsende Krebszellen zu schädigen und abzutöten.
  3. Das umliegende Gewebe ist bei der Bestrahlung so weit wie möglich zu schonen.
  4. Entweder bestrahlt man von außen (Teletherapie) oder man bringt ein radioaktives Isotop in unmittelbare Nähe des Tumors (Brachytherapie).
  5. In vielen Fällen kommt die Strahlentherapie zusammen mit operativen Verfahren und Chemotherapie zum Einsatz.

Was passiert in einer Radioonkologie?

In Deutschland ist die Radioonkologie ein eigenständiges medizinisches Fachgebiet, das man vor einigen Jahren von der Radiologie abgekoppelt hat. Sie befasst sich mit der Behandlung von bösartigen (malignen) und gutartigen (benignen) Krebserkrankungen durch hochenergetische Strahlung, die die Krebszellen gezielt abtöten.

Hinzu kommen ergänzende Maßnahmen, die den Tumor empfindlicher für die Bestrahlung machen, etwa in Form einer adjuvanten Chemotherapie (Radiochemotherapie) oder Wärmebehandlung (Hyperthermie).

Was ist der Unterschied zwischen Radiologie und Radioonkologie?

Dass man Radiologie und Radioonkologie voneinander getrennt hat, ist durchaus naheliegend. Beide Fachrichtungen arbeiten mit Strahlung, aber mit unterschiedlichen Zielen.

Bei der Radiologie steht die bildgebende Diagnostik im Vordergrund, allen voran

  • Radiographie („konventionelles Röntgen“),
  • Computertomographie (CT),
  • Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie, MRT) und
  • Sonographie (Ultraschalluntersuchungen).

Diese Bildgebung ist ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel bei einer Vielzahl von Erkrankungen. Bei Röntgen und CT versucht man so wenig hochenergetische Strahlungsenergie einzusetzen wie möglich, um die Zellen des Patienten zu schonen. MRT und Sonographie kommen sogar völlig ohne schädliche Strahlung aus und lassen sich daher beliebig oft anwenden.

Dagegen dient die Radioonkologie therapeutischen Zwecken. Sie versucht möglichst gezielt Tumorzellen mit hochenergetischer ionisierender Strahlung zu schädigen, sodass sie absterben und das Tumorwachstum gestoppt wird. Dazu verwendet sie neben der

  • Röntgenstrahlung, die man auch beim konventionellen Röntgen und in der CT einsetzt, auch
  • Gammastrahlen aus radioaktivem Zerfall und
  • Kathodenstrahlen, die aus Elektronen bestehen.
  • Partikeltherapie (Hadronentherapie) mit subatomaren Teilchen (Hadronen) wie Protonen, Neutronen und Schwerionen spielen in den letzten Jahren eine immer größere Rolle, benötigen allerdings einen erheblichen apparativen Aufwand in Form eines Teilchenbeschleunigers. Entsprechende Anlagen gibt es in Deutschland nur wenige.

Verfahren, die Mikrowellenstrahlung, Wärmestrahlung, Photonenstrahlen (LIcht, UV) und Ultraschallwellen verwenden, rechnet man Radiologie und Radioonkologie nicht zu. Die Verwendung radioaktiver Substanzen in Szintigraphie (Schilddrüsenszintigraphie, Knochenszintigraphie) oder Radiojodtherapie der Schilddrüse fällt nicht in den Verantwortungsbereich der Radioonkologie, sondern der Nuklearmedizin.

Aufgabenfelder des Radioonkologen

Ein Radioonkologe oder Facharzt für Strahlentherapie muss fünf Jahre Weiterbildungszeit in einer dazu befugten Abteilung verbringen, davon ein Jahr im Stationsdienst und drei bis vier Jahre in der Strahlentherapie. Für die älteren Radiologen, die radioonkologisch gearbeitet haben, gilt Bestandsschutz.

Radioonkologe
Arzt bei der Computertomografie – Copyright: beerkoff, bigstockphoto

Behandlung von Tumorerkrankungen mit Strahlentherapie: Wie wirkt ionisierende Strahlung?

Die Strahlentherapie ist neben operativen Verfahren und Chemotherapie die dritte Säule der Krebsbehandlung. Bei einigen Krebserkrankungen stellt sie sogar die einzige Behandlungsmöglichkeit dar.

Die Methode beruht darauf, dass die Strahlung wichtige Biomoleküle schädigt, allen voran die Erbsubstanz DNA. Das geschieht weniger durch direkte Einwirkung, sondern vor allem durch die ionisierende Wirkung auf die in Zellen allgegenwärtigen Wassermoleküle – daher auch ionisierende Strahlung.

Ionisierend bedeutet, dass die Strahlen Wassermoleküle so zerlegen, dass freie Radikale entstehen. Dabei handelt es sich um Atome und Moleküle mit einzelnen, nicht in Paaren gebundenen Elektronen. Diese sind höchst reaktionsfreudig und binden unkontrolliert an Moleküle der Umgebung, die so funktionsuntüchtig werden. Übersteigt das Ausmaß an DNA-Schäden eine gewisse Grenze, innerhalb derer eine Selbstreparatur möglich wäre, tötet das die betroffene Zelle unmittelbar ab (Nekrose) oder sie begeht Selbstmord. Diesen Vorgang bezeichnet man als Programmierten Zelltod oder Apoptose.

Daher trifft die Strahlung vor allem Zellen, die sich häufig teilen und in Wachstum begriffen sind. In erster Linie sind das die Tumorzellen. Ebenso wären aber auch andere schnellwachsende Gewebe betroffen wie Haut, Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes oder Haarwurzeln. Genau wie bei einer systemischen Chemotherapie wären daher auch bei einer großflächigen Strahlentherapie Durchfälle, Erbrechen und Haarausfall möglich. Indem man die Strahlung möglichst gezielt platziert, versucht man solche Nebenwirkungen so gut es geht zu vermeiden.

Ebenso spielt die Strahlendosis, gemessen in Gray (Gy), eine wichtige Rolle: Krebszellen reagieren empfindlicher als normale Zellen, da sie eher auf Wachstum denn auf DNA-Reparatur getrimmt sind. Daher versucht man die Strahlendosis so einzustellen, dass sie vor allem die Tumorzellen in Mitleidenschaft zieht und gesunde Zellen möglichst unbehelligt lässt.

Bei der Partikeltherapie dringen die Teilchen abhängig von ihrer Ausgangsgeschwindigkeit unterschiedlich tief ins Gewebe ein und haben ihre Hauptwirkung, wenn sie schon fast komplett abgebremst sind. Daher kann man den Partikelstrahl bei der Ionenstrahltherapie und Protonentherapie sehr exakt auf einen Tumor ausrichten und das auf dem Weg vorgelagerte Gewebe weitestgehend schonen.

Was ist Teletherapie, was ist Brachytherapie?

Grundsätzlich lassen sich in der Radioonkologie zwei Methoden anwenden:

  • Teletherapie (Langdistanztherapie, external beam radiotherapy EBRT), bei der man die notwendige Röntgen- oder Kathodenstrahlung in Linearbeschleunigern außerhalb des Körpers erzeugt, und
  • Brachytherapie (Kurzdistanztherapie), bei der man eine radioaktive Strahlenquelle in unmittelbarer Nähe zu den Tumorzellen anbringt.

Vorgehensweise bei der Teletherapie

Vorrangiges Ziel der Teletherapie ist es, den Tumor oder die Metastase so gezielt wie möglich zu bestrahlen. Für die entsprechende Planung verwendet man eine Computertomographie, die genaue Auskunft über Lage und Größe des zu bestrahlendes Gebietes erlaubt. Man berechnet Energie und Einstrahlwinkel dreier Strahlen, die sich in der zu behandelnden Region überschneiden und so dort den größten Effekt hervorrufen (konformale Bestrahlung).

Die eigentliche Bestrahlung ist Millimeterarbeit, bei der man die Strahlen mithilfe von Lasermarkierungen exakt ausrichtet.

Anwendung findet die Teletherapie bei einer Vielzahl von Krebserkrankungen, allen voran Brustkrebs (zusätzlich zu Chemotherapie und Operation), Prostatakrebs und Darmkrebs. Bei Morbus Hodgkin ist vielfach eine Heilung nur durch Bestrahlung alleine möglich.

Vorgehensweise bei der Brachytherapie

Bei der Brachytherapie bringt man eine radioaktive Strahlungsquelle in die unmittelbare Nähe des Tumors oder der Metastasen. Dort verbleibt sie dauerhaft (permanente Brachytherapie) oder wird nach einer gewissen Zeit wieder entfernt (temporäre Brachytherapie).

Brachytherapie kommt vor allem bei Mammakarzinom, Prostatakarzinom, schwarzem Hautkrebs (Melanom) und Zervixkarzinom zum Einsatz.

Bei der permanenten Brachytherapie verwendet man „Seeds„, kleine Stäbchen oder Körner, deren Radioaktivität im Laufe der Zeit absinkt, sodass sie am Implantationsort verbleiben können. Häufig wendet man diese Methode beim Prostatakarzinom an.

Temporäre Brachytherapie wendet man beispielsweise bei Augentumoren an. Spezielle Applikatoren mit radioaktiven Seeds werden auf die Lederhaut des Auges aufgenäht und nach berechneter Einwirkzeit wieder entfernt.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO):
  • Deutsche Krebsgesellschaft (DKG):
  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen – interdisziplinäre Querschnittsleitlinie (Registernummer 032 – 054OL).
  • Michael Bamberg, Michael Molls, Horst Sack: Radioonkologie: Grundlagen. Germering bei München (2009): Zuckschwerdt-Verlag. ISBN-10: 9783886039463.
  • Imke Stöver, Petra Feyer: Praxismanual Strahlentherapie. 2. Auflage. Stuttgart 2018: Springer-Verlag. ISBN-10: 3662565765.
  • Rolf Sauer: Strahlentherapie und Onkologie. 5. Auflage. München/Jena 2009: Urban & Fischer/Elsevier Verlag. ISBN-10: 3437475010.
  • Eckart Richter, Thomas Feyerabend: Grundlagen der Strahlentherapie. 2. Auflage. Stuttgart 2002: Springer-Verlag. ISBN-13: 978-3540412656.
  • Frank Lohr, Frederik Wenz: Strahlentherapie kompakt. München/Jena 2007: Urban & Fischer/Elsevier Verlag. ISBN-10: 3437319086.