Welche Organe liegen links im Rücken?

Schmerzt der Rücken auf der linken Seite, steckt nicht unbedingt die Wirbelsäule mit ihren Bandscheiben dahinter. In vielen Fällen sind ausstrahlende Schmerzen von anderen Organen die Ursache für Rückenschmerzen. Auch Herzinfarkte äußern sich bisweilen nicht nur mit Schmerz in der Brust, sondern auch im Rücken. Ebenso sind Lungenerkrankungen oder Magen-Darm-Krankheiten an solchen Schmerzereignissen beteiligt.

Organe im Rücken, Copyright: Eraxion, bigstockphoto.com

Organe am Rücken

„Organe im Rücken“ ist natürlich relativ. Streng anatomisch ist der Rücken als alles definiert, was außerhalb von Brustkorb (Thorax) und Bauchraum (Abdomen) auf der Rückseite des Körpers liegt. An Organen sind das

  • die Wirbelsäule mit Bandscheiben, Wirbelkörpern und darin verlaufendem Rückenmark,
  • die selbstständige (autochtone) Rückenmuskulatur und die sonstigen Muskeln, die für Atmung und Bewegung von Rumpf und Extremitäten verantwortlich sind

Darüber hinaus machen sich die in Thorax und Abdomen gelegenen inneren Organe mitunter links im Rücken bemerkbar. Ihre Ursache liegt zwar in Brust- oder Bauchhöhle, aber die Nerven leiten viele Schmerzereignisse weiter.

Organe des Menschen

Klinisch relevant sind vor allem

  • im Brustraum
    • Lunge und
    • Herz sowie
    • Luftröhre und
    • Speiseröhre;
  • das Zwerchfell zwischen Brustkorb und Bauchraum;
  • im Bauchraum
    • Magen,
    • Bauchspeicheldrüse,
    • Darm mit Dünndarm und Dickdarm und vor allem die
    • Nieren mit den
    • Harnleitern.

Das Wichtigste auf einen Blick

  1. Hat man Beschwerden im Rücken links, ist daran nicht zwangsweise die Wirbelsäule schuld. Auch Erkrankungen der inneren Organe können ausstrahlende Schmerzen verursachen, die weit ausstrahlen.
  2. „Echte“ Rückenschmerzen sind häufig die Folgen von Bandscheibenvorfällen oder Neuralgien – Beispiel Hexenschuss.
  3. Klinisch wichtig sind die eines Herzinfarktes, die sich in Rücken, Bauch und Armen bemerkbar machen können.
  4. Bei anhaltendem Husten bekommen Zwerchfell und Rippenmuskeln einen Muskelkater, der sich mit Rückenschmerzen bemerkbar macht.
  5. Die Nieren sind sehr schmerzempfindlich. Vor allem Steine und Nierenbeckenentzündungen verursachen heftige Rückenschmerzen.
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Ich hab Rücken! Rückenschmerzen links

Häufig sind Rückenschmerzen auf der linken Seite tatsächlich auf die Wirbelsäule zurückzuführen. Tritt der innere Kern einer Bandscheibe aus seinem Ring aus, kann er auf den benachbarten Spinalnerven drücken und je nach Lage für Schmerz auf der linken oder rechten Körperhälfte sorgen.

Am bekanntesten ist der Hexenschuss (Lumbago) im Lendenwirbelbereich. Ähnliche Ereignisse sind jedoch überall in der Wirbelsäule möglich, von der Lende bis oben im Halsbereich. Der Arzt überprüft das nach einer ersten körperlichen Untersuchung meist mit einem Röntgenbild der betroffenen Stelle.

Die Möglichkeiten der Behandlung reichen von der physikalischen Therapie bis zu operativen Verfahren, je nach Schweregrad.

Vorsicht Herzinfarkt!

Auch wenn das Herz im Brustkorb weit vorne links liegt, heißt das nicht, dass sich Herzschmerzen nicht im Rücken bemerkbar machen können. Zu nennen ist hier vor allem der Herzinfarkt, der bis in Arm, Hals, Oberbauch und eben auch Rücken ausstrahlen kann. Rückenschmerzen mit einem Beklemmungsgefühl in der Brust, Panik und Schweißausbrüchen sind mögliche Anzeichen eines Herzinfarktes und ein medizinischer Notfall.

An Untersuchungen steht ein Elektrokardiogramm (EKG) an erster Stelle. Ist dieses unklar, hift ein Herzecho (Herz-Ultraschall, Echokardiographie). Hinzu kommen Laboruntersuchungen, bei denen sich im Blut erhöhte Blutwerte von Kreatinkinase CK-MB und Troponin I, Troponin T und Myoglobin nachweisen lassen.

Nierenerkrankungen

können sich sowohl auf der linken als auch auf der rechten Körperseite äußern. Mit Schmerz verbunden sind vor allem Nierensteine, die den Abfluss blockieren und die Niere stauen. Die mit einer Nephrolithiasis einhergehenden Beschwerden machen sich vor allem im Rücken bemerkbar. Behandeln lassen sich Nierensteine mit einer Steinzertrümmerung (extrakorporale Stoßwellenlithothripsie, ESWL).

Steigen Bakterien über die Harnwege auf, führen sie zu Entzündungen des Gewebes. Im Rücken bemerkt man diese vor allem bei Harnleiterentzündung (Urethritis) und Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). Bei einer Blutuntersuchung sind die Entzündungszeichen wie CRP, Leukozyten und Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht. Urinuntersuchungen mit speziellen Urin-Teststreifen zeigen Bakterien, Eiweiße, Nitrit, Nitrat, Erythrozyten und Hämoglobin, die im Urin normalerweise nichts zu suchen haben. Hier sind Antibiotika angesagt.

Rückenschmerzen bei Erkältung

Treten im Laufe einer Erkältung Rückenschmerzen auf, kann das ganz harmlos oder ein Warnsignal sein.

Viele Grippepatienten oder Patienten mit Keuchhusten und anderen Erkrankungen, die dauerhafte Hustenanfälle zur Folge haben, merken das am Übergang zwischen Brustkorb und Bauchraum. Meistens ist das ein schlichter Muskelkater – er betrifft den Haupt-Atemmuskel, das Zwerchfell, und die sonstigen Muskeln, die für die Atembewegungen zuständig sind, wie die Zwischenrippenmuskeln. Mit der Erkältung verschwinden die Rückenschmerzen.

Schlimmer sind Entzündungen. Dabei kann es sich um Lungenentzündungen (Pneumonien), Rippenfellentzündung (Pleuritis) oder Zwerchfellentzündungen (Diaphragmitis) handeln. Die Diagnose erfolgt durch körperliche Anamnese, Blutuntersuchung und Röntgen. Im Blut sind die Entzündungszeichen erhöht (Leukozyten, CRP, Blutsenkung). Behandeln lassen sie sich mit Antibiotika.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Alfred Benninghoff, Detlev Drenckhahn: Anatomie, Makroskopische Anatomie, Embryologie und Histologie des Menschen. Band 1: Zelle, Gewebe, Entwicklung, Skelett- und Muskelsystem, Atemsystem, Verdauungssystem, Harn- und Genitalsystem. 17. Auflage. München 2008: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN-10: 9783437423420.
  • Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. Berlin 2014: Walter de Gruyter-Verlag. ISBN-10: 3110339978.
  • Roche Lexikon Medizin. 5. Auflage. München/Jena 2003: Urban & Fischer/Elsevier-Verlag. ISBN 3-437-15072-3.
  • Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart: Springer-Verlag (2012). ISBN-10: 3642331076.
  • Gerd Herold: Innere Medizin. Köln: G. Herold Verlag (2016). ISBN-10: 3981466063.